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Ein Bericht von Dieter Golombek (Mai 2010)
Der Internet-Reporter lüftet das Geheimnis
Öfters habe ich beobachtet, dass alle 14 Tage an einem Donnerstagabend Männer mit gefüllten Einkaufstaschen hastig, ohne sich umzudrehen, über den Markplatz in Neugereut laufen und schnurstracks im Gemeindezentrum verschwinden.Was haben sie zu verbergen? Warum sind sie so schnell? Haben sie Angst entdeckt zu werden? In der Redaktionssitzung habe ich meine Beobachtungen vorgetragen und bekam den Auftrag dem „komischen Treiben“ mal nachzugehen.
Ich machte mich Donnerstagabend, so gegen 18.00 Uhr, auf den Weg ins Gemeindezentrum Neugereut. Auf der Bank vor dem Zentrum sitzend konnte ich wieder die Männer beobachten. Auch heute liefen sie, wie Verfolgte, ins Gemeindezentrum.
Ich schlich mich ins Zentrum.Bemerkt wurde ich nicht. Und da sah ich sie.Acht, nein elf Männer standen im Halbkreis zusammen und hingen mit ihren Augen und Lippen an einer Person die ich nicht sah.Wer ist diese Person der donnerstags in der Lage ist so viele Mannsbilder für irgendetwas zu begeistern? Ist es ein Übermensch? Ich mischte mich in den Pulk der Männer.Keiner rückte aber vom Fleck. So war es für mich sehr schwierig bis zur geheimnisvollen Person vorzudringen.Wortfetzen drangen zu mir.
Da, der letzte Mann nahm seinen Kopf zur Seite und dann sah ich ihn. In der Mitte stand ein Mann, den die Anderen Dieter Ludwig nannten. Ein Lächeln kam zu mir herüber. Er hatte für jeden seiner Männer ein freundliches Wort übrig. Er stand da und gab kurze, knappe Anweisungen.Gesprochen wurde von Kilo, Gramm, Ablöschen, bloß kein Mehl.War ich hier einer Verteilerorganisation auf der Spur? Als ich dann noch von „Kartoffel oder Teigwaren“ als Beilage hörte, nahm ich meinen Mut zusammen und klopfte den nächsten Mann auf die Schulter und fragte:“ Sag mal Kumpel, kannst Du mir sagen was hier los ist“?. „Pssst, sei ruhig wir bekommen kurze Anweisungen wie man Gulasch nach Neugereuter Art kocht“!
Ich staunte und war so richtig platt. Stellte mir selbst die Frage, wie es möglich ist, dass ohne Zwang und Druck von außen 11 Männer sich donnerstags zum Kochen treffen. Dieter Ludwig begrüßte mich und stellte seine gloreichen 11 vor.Lauter kernige Burschen so zwischen 50 und älter.
Da die 11 beim Kochen waren, hatte ich Zeit mit Dieter Ludwig ein paar Worte zu wechseln. Er, der alle Köche Europas persönlich kennt, kocht nicht, nein er zelebriert. Auch für seine Rezeptanweisungen wechselt er vom italienischen ins französische, um danach kurz aufs deutsche zu kommen.
Seine Buben, wie Dieter Ludwig stolz berichtete, sind überwiegend schon seit 1972 im Kochclub tätig und trotz ihres hohen Alters jung geblieben. Das sieht man auch daran, wie man die Eier zärtlich behandelt oder durch leichte Klopfgeräusche am Mülleimer auf sich aufmerksam macht. Hier bei den Männern ist es nicht laut, sondern kurze, knappe Laute sind zu hören.Man sagte mir, dass dies eine Geheimsprache wäre.
Plötzlich wurde es still. Aus der einen Ecke hörte man Geschirrklappern und ein leichtes Füssescharren. Es steigerte sich zu einem ritualen Getrampel. Ich wurde urplötzlich im Sog der Masse mitgerissen und saß plötzlich am fein gedeckten Tisch.Die „Buben“ strahlten und schauten auf ihren Chef. Der nickte und somit war das Essen freigegeben. Wir, ich war ja jetzt einer von ihnen, hauten kräftig rein und dann war nichts mehr da. Die in der Nähe geparkten Tupperschüssel bekamen Weinkrämpfe, da sie heute nicht zum Einsatz kamen.
Nach dem Essen,ohne dass ein Wort gesprochen wurde, standen gleich 5 Männer auf und begaben sich zum Spülen und Abtrocknen in die Küche. Hier wurde alles mit Sorgfalt behandelt, dass man vor Neid erblaßte.Es wurde nur kurz beraten,wer beim nächsten Kochen sich verantwortlich zeigt und die Speisenfolge aussuchen darf. Kurz deshalb, da man jetzt zum gemütlichen Teil überging.
Bevor ich den Raum verließ, bekam ich einen handgeschriebenen Zettel überreicht.
Da stand in fester Schrift:
„Alle Männer groß und klein, lassen Ihren Cheffe Dieter Ludwig nie allein“. Auf der Rückseite dann für mich persönlich das Rezept vom Gulaschessen.
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